Historische Daten
In unserer Reihe „Datentypen im Fokus“ werfen wir einen Blick auf ausgewählte Datentypen und beschreiben Angebote zu den jeweiligen Daten. Auf dieser Seite stehen Daten der historischen Bildungsforschung im Fokus.
Forschung mit historischen DatenVerfügbare historische Daten – eine AuswahlProjekte und WorkshopsPublikationen
Forschung mit historischen Daten
So wie in jeder historisch arbeitenden Wissenschaft kann auch in der historischen Bildungsforschung nahezu alles zur Quelle werden. Antike Texte können ebenso Untersuchungsgegenstand werden wie zeitgenössische Social-Media-Posts für die Zeitgeschichte. Ähnliches ließe sich für Bilder, Räume, Kleidung und noch vieles mehr festhalten. Spezifisch für historische Daten ist, dass sich diese für den Moment nicht abschließend eingrenzen lassen und möglicherweise erst zukünftig Relevanz entfalten.
Für die historische Bildungsforschung existieren etablierte Quellengattungen und maschinenlesbare Datenbestände, die genutzt werden können: Etwa digitale Editionen, bei denen die Textquellen als XML-basierte Textdateien samt Metadaten vorliegen. Die Quellen können umfänglich durchsucht und auf neuen Wegen erkundet werden. Sie lassen sich beispielsweise untersuchen im Hinblick auf:
- den Sprachgebrauch in den Quellen und dessen Wandel über die Zeit
- Personennetzwerke, etwa in Briefwechseln
- “Zitationskartelle” (gegenseitige Zitation), die in Referenzanalysen sichtbar werden können
- sich wandelnde Verwendungsweisen von Begriffen
Digitale Medien und innovative Technologien bieten ein erweitertes Potenzial, digitalisierte oder digitale historische Daten zu nutzen. Durch computergestützte Analysen großer Textmengen erschließen sich neue Reichweite und Erkenntnispotenziale, die mit einem traditionellen Zugang so nicht möglich wären.
Beispiele sind:
- die Identifikation von einflussreichen Personen aus bildungshistorischen Diskursen durch die Kombination von datenbankbasierten Referenz- und Netzwerkanalysen
- die Analyse von Zeitschriften zur Nachverfolgung pädagogischer Debatten im Längsschnitt oder thematischer Konjunkturen via Text Mining
Neben diesen eher quantitativen Zugriffen auf große Datenmengen, die zumeist auf statistischen Analyseansätzen beruhen, können auch visuelle Ausdrucksformen eingesetzt werden. Visualisierungen ermöglichen, Beziehungen in vielfältigen Forschungsdaten, die historische Text- und Bildquellen repräsentieren, auszuwerten und aufzuzeigen. Zur Unterstützung solcher Forschungsvorhaben gibt es bereits bestehende Tools und Prototypen; es werden aber auch stetig neue visuelle Darstellungsformen für individuelle Forschungsfragen erarbeitet.
Verfügbare historische Daten – eine Auswahl
Bestände der historischen Bildungsforschung werden neben dem Bibliothekskatalog und der Archivdatenbank in verschiedenen Datenbank- und Onlineangeboten sowie digitalen Editionen durch die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF) zur Verfügung gestellt.
Zum Bibliothekskatalog der BBF
Das digitales Textarchiv ScriptaPaedagogica enthält Werken aus dem 18.–20. Jahrhundert aus dem deutschsprachigen Raum. Darunter pädagogische Monografien, Nachschlagewerke, Zeitschriften sowie Schulprogramme und Jahresberichte, Lehrerverzeichnisse, Lehrpläne und Kinderbücher.
Das digitales Bildarchiv PicturaPaedagogica enthält historische Bilder wie Buchillustrationen, Ansichtspostkarten und Fotografien rund um das Thema Bildung und Erziehung.
Digitale Editionen bildungshistorisch relevanter, vor allem deutschsprachiger Texte werden im Portal EditionenBildungsgeschichte bereitgestellt. Sie sind nach den Richtlinien der Text Encoding Initiative (TEI) erstellt.
Zu EditionenBildungsgeschichte
Auf bildungsgeschichte.de werden Data Paper publiziert, die bildungshistorisch relevante Daten vorstellen und kontextualisieren, sowie Kolumnenbeiträge zu aktuellen Themen aus bildungshistorischer Perspektive.
Das Jahrbuch für Historische Bildungsforschung (JHB) ist ein digitales Open-Access Journal zum Gesamtgebiet der historischen Bildungsforschung und der Nachbardisziplinen.
Zum Jahrbuch für Historische Bildungsforschung
Projekte und Workshops
Im Forschungsschwerpunkt Digitale Bildungsgeschichte – Digital History of Education wird gefragt: Wie wird mit mit digitalen oder digitalisierten Quellen und den daraus entstehenden Forschungsdaten geforscht? In welcher Weise beeinflussen digitale Quellen den Prozess der Forschung und die Erkenntnismöglichkeiten? Die Erforschung, Anwendung und Vermittlung von digitalen Methoden und Werkzeugen rückt damit in den Fokus. Erprobt werden Möglichkeiten der Vermittlung und Präsentation von Forschungsergebnissen durch die Weiterentwicklung bestehender Forschungsinfrastrukturen und die Etablierung neuer virtueller Forschungsumgebungen. Dazu wurde auch das Digital History of Education Lab (DHELab) eingerichtet.
Zum Forschungsschwerpunkt Digitale Bildungsgeschichte
Zum Digital History of Education Lab (DHELab)
Im Rahmen des DHELab wird ein monatliches Online-Vortragsformat zu Themen der Digital History im Allgemeinen und der digitalen Bildungsforschung im Speziellen angeboten: Last Friday’s Lab Talk. Aufzeichnungen der Vorträge werden als Videos zur Verfügung gestellt. Zudem finden regelmäßig Veranstaltungen und Workshops, insbesondere zu digitalen Tools und Methoden wie Text Mining und Visualisierung statt.
Zu den aktuellen Veranstaltungen
Im Rahmen der DIPF-Kooperation ShaReD sind bereits Forschungsanträge beispielsweise zur KI-gestützten Aufbereitung von historischen Daten sowie zum Aufbau und Bereitstellung eines Bild- und Metadatenkorpus zur Bildklassifizierung für die bildbezogene historische Forschung eingereicht worden und weitere Projekte geplant.
Ansprechperson bei Fragen zur Forschung mit historischen Daten
Foto: @Anke Wilde/DIPF
Publikationen
Erziehungswissenschaftliche Wissensgeschichte aus der Distanz | 2022
Der Beitrag diskutiert die Anwendung von distant reading zur Analyse pädagogischer Klassiker im Rahmen historischer Bildungsforschung.
Der Beitrag beschreibt Visualisierung als Begriff der Digital Humanities.
Critical interactivity: Exploration and narration in data visualization | 2018
Der Beitrag zeigt, wie Interaktivität in Datenvisualisierungen Machtverhältnisse sichtbar macht und Nutzende zur aktiven Auseinandersetzung befähigt.
Disziplinierendes Format – Formatierte Disziplin? | 2018
Der Beitrag untersucht, wie digitale Publikationsformate die Schreib-, Publikations- und Lehrpraxis in der Erziehungswissenschaft verändern und kritisch reflektiert werden.