Open & FAIR
Open Science und die FAIR-Prinzipien sind die Grundlagen für die Arbeit der im VerbundFDB zusammengeschlossenen Forschungsdatenzentren. Der VerbundFDB unterstützt durch seine Angebote Forschende in der Open-Science-Praxis. Zudem forscht der VerbundFDB aktiv zu Open Science und Open Data, um die Potenziale ebenso wie die Herausforderungen von Open-Science-Praktiken gleichermaßen in den Blick zu nehmen.
Im Folgenden finden Sie Informationen zu:
Open ScienceOpen Data in der Bildungsforschung – Offen, aber geschütztFAIR Data im VerbundFDBForschung zur Förderung von Open ScienceWeiterführende Informationen und Quellen
Open Science
Open Science beschreibt eine Bewegung für eine offene Form von Wissenschaft. Erhöhte Offenheit soll dazu dienen Reproduzierbarkeit, Transparenz und die Zusammenarbeit in der Wissenschaft zu fördern. Open Science ist mit einer Rückbesinnung auf die seit der Aufklärung formulierten Grundsätze wissenschaftlicher Arbeit und Kooperation verbunden und versucht, diese mit digitalen Mitteln umzusetzen. Ziele von Open Science sind das Wissenschaftssystem an sich, die gesellschaftliche Relevanz sowie das Vertrauen in die Wissenschaft zu stärken.
Besonders als Reaktion auf die Replikationskrise oder im Zusammenhang mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Generierung von Texten gewinnt die Open-Science-Bewegung deshalb immer mehr an Bedeutung.
Replikationskrise
In den 2010er Jahren konnten mehr und mehr früher veröffentlichte Befunde nicht repliziert werden. Daraufhin wurde die Glaubwürdigkeit von wissenschaftlichen Ergebnissen diskutiert und die Forderung nach mehr Transparenz und der Umsetzung von Open Science Praktiken laut.
Zwei Literaturhinweise zum Thema:
Replicability, Robustness, and Reproducibility in Psychological Science | 2022
Nosek et al. erläutern den Unterschied zwischen Reproduzierbarkeit, Robustheit sowie Replizierbarkeit und beschreiben den aktuellen Stand in der psychologischen Forschung.
Replication, Replication | 1995
Gary King schreibt in seinem wegweisenden Artikel über die Bedeutung zugänglicher und replizierbarer Forschungsdaten für die Politikwissenschaften.
Zu einer offenen Wissenschaft gehören mehrere Prinzipien:
- Open Access – der freie Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen
- Open Data – der freie Zugang zu Forschungsdaten
- Open Educational Resources (OER) – der freie Zugang zu Bildungsmaterialien
- Open Source und Open Hardware – der freie Zugang zu Software und Hardware
Diese Prinzipien einer offenen wissenschaftlichen Praxis finden zunehmend Berücksichtigung bei Wissenschaftler*innen, Fachzeitschriften, Fachgesellschaften, Hochschulen, Forschungsförderung und internationalen Organisationen wie der UNESCO. Auch die drei deutschen Fachgesellschaften DGfE, GEBF und GFD im Bereich der Bildungsforschung unterstützen eine offene Wissenschaft:
„Alle drei formulierten Zielsetzungen – die Archivierung, Bereitstellung und Nachnutzung vonForschungsdaten – sind auch im Rahmen von Open Science relevant, also einer offenen undöffentlichen Wissenschaft, die danach strebt, Forschung der Fachöffentlichkeit und allgemeinenÖffentlichkeit zugänglich und nachvollziehbar zu machen. Die prinzipielle Möglichkeit der Re-Analyse von Daten oder Replikation von Studien und eine Transparenz des Auswertungsprozesses stellen einen zentralen Qualitätsaspekt empirischer Forschung dar.“ (Stellungnahme Forschungsdatenmanagement von DGfE, GEBF und GFD).
Zur Stellungnahme Forschungsdatenmanagement von DGfE, GEBF und GFD
Open Data in der Bildungsforschung – Offen, aber geschützt
Open Data – die offene Bereitstellung von Forschungsdaten – gehört zu den Prinzipien von Open Science. Durch die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen gemeinsam mit den zugehörigen Daten wird Forschung nachvollziehbar, reproduzierbar und somit innerhalb und außerhalb der Wissenschaft vertrauenswürdiger. Des Weiteren können die meist aufwändig erhobenen und kuratierten Daten auf diese Weise nachgenutzt werden.
Open Data bedeutet nicht, dass alle Daten frei und uneingeschränkt zugänglich sind. In der Bildungsforschung heißt Open Data häufig, dass Daten unter kontrollierten Bedingungen verfügbar sind.
Der VerbundFDB unterstützt mit seinen Services Bildungsforschende dabei, Open Data zu realisieren.Die im VerbundFDB zusammengeschlossenen Forschungsdatenzentren ermöglichen Forschenden einen sicheren Datenzugang, wenn dieser aus rechtlichen oder ethischen Gründen beschränkt sein muss.
Um die nötige Infrastruktur für Open Data aufzubauen, wird im deutschen Wissenschaftssystem die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) gefördert. Sie besteht aus fachspezifischen Netzwerken, den sogenannten Konsortien.
FAIR Data im VerbundFDB
Die Offenheit von Forschungsdaten wird durch das Akronym FAIR spezifiziert. Entsprechend der Open Science Prinzipien sollen Forschungsdaten sollen FAIR sein, also:
- Findable – auffindbar
- Accessibe – zugänglich
- Interoperable – interoperabel
- Reusable – wiederverwendbar
Große Panel- und Surveydatensätze aus den Sozialwissenschaften werden schon seit Jahrzehnten für die Nachnutzung zur Verfügung gestellt. In vielen Feldern der qualitativen Sozialforschung gibt es erst seit einigen Jahren Initiativen, Forschungsdaten nach den FAIR-Prinzipien bereitzustellen.
Der VerbundFDB trägt durch seine Angebote dazu bei, Forschungsdaten der Bildungsforschung im Sinne der FAIR-Prinzipien verfügbar zu machen.
- Die Daten sind durch einen Digital Object Identifier (DOI), Metadaten und den Eintrag in verschiedenen Suchportalen auffindbar.
- Die Daten werden durch Forschungsdatenzentren bereitgestellt und sind dadurch zugänglich.
- Die Daten sind durch offene und standardisierte Metadaten und Formate interoperabel.
- Die Daten sind durch die Kuratierung der Forschungsdatenzentren wiederverwendbar.
Forschung zur Förderung von Open Science
Der VerbundFDB ist durch seine Anbindung an das DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsinformation und Bildungsforschung und die Zusammenarbeit mit KonsortSWD an Forschung zur Förderung von Open Science beteiligt.
ShaReD – Sharing and Reusing Data
Kooperation am DIPF | aktiv seit 2022
In der Kooperation "Sharing and Reusing Data" (ShaReD) engagieren sich Personen aus Dateninfrastrukturen und Bildungsforschung des DIPF abteilungsübergreifend, um Forschungsdaten der Wissenschaft leichter zugänglich und verfügbare Daten besser nutzbar zu machen. Das Ziel der Kooperation ist, den Kulturwandel in der Bildungsforschung hin zu Open Science und FAIRen Daten zu fördern.
In ShaReD werden Daten mit besonderen Nachnutzungspotenzialen und erhöhtem Aufbereitungsaufwand bereitgestellt und die Nutzung der Daten aktiv unterstützt. Die Aktivitäten erfolgen in vier Datenbereichen:
Daten der historischen Bildungsforschung (Seite aktuell im Aufbau)
Daten der nationalen Bildungsberichterstattung
META-REP
A Meta-Scientific Programme to Analyse and Optimise Replicability in the Behavioral, Social, and Cognitive Sciences | 2021–2024
Bei META-REP handelt es sich um ein DFG-Schwerpunktprogramm, in dem 15 Projekte aus den Bereichen der Kognitionspsychologie, Neuropsychologie, Methodenforschung, Kommunikationswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Bildungsforschung gefördert werden.
Das Ziel dieses Forschungsprogramms ist es, zu erforschen, a) was Replizierbarkeit bedeutet und wann eine Replikation als erfolgreich betrachtet werden kann, b) welche Faktoren Replikationserfolgsraten beeinflussen und c) mit welchen Maßnahmen Replikationserfolgsraten so erhöht werden können, dass belastbare Forschungsergebnisse erzielt werden.
Das IQB, Partner im VerbundFDB, beteiligt sich an dem Forschungsprogramm META-REP mit einer eigenen Studie. Die Autor*innen befassen sich dabei mit der Frage, wie reproduzierbar und robust Sekundäranalysen in der Bildungsforschung sind.
Stamp/DDP Bildung
Domain Data Protocols für die Bildungsforschung | 2019–2022
In diesem Projekt arbeiteten elf Einrichtungen aus dem Bereich der Bildungsforschung daran, gemeinsame Standards für FAIRe Daten zu definieren. Es wurden Standards definiert für die Bereiche Forschungsethik, Datenschutz, Urheberrecht, Datenorganisation, Nachvollziehbarkeit, Datenteilen und Langfristsicherung.
Das Ergebnis ist der Stamp, eine umfangreiche Informations- und Materialsammlung, die Forschende dabei unterstützt, FAIRe Daten zu realisieren. Hintergrund und Namensgeber des Vorhabens ist das Konzept der Domain Data Protocols – fachspezifische Datenmanagementpläne von Science Europe.
Die Informationen zum Forschungsdatenmanagement, die auf dieser Website zu finden sind, orientieren sich am Stamp.
Der VerbundFDB ist daran interessiert, den Stamp stetig zu verbessern. Deshalb wird der Stamp weiterhin von einem Team aus Mitarbeitenden des DIPF, IQB, GESIS und DIE beforscht und in technische Systeme (RDMO) integriert. Ziel ist es, die Nutzbarkeit des Stamp zu analysieren, die Anwendungsfreundlichkeit stetig zu optimieren und sich an den Bedarfen und Bedürfnissen der Forschungspraxis zu orientieren.
Weiterführende Informationen und Quellen
Open Science als Beitrag zur Qualität in der Bildungsforschung | 2021
Krammer & Svecnik beschreiben in dem Artikel, wie Open Science einen Beitrag leisten kann, um die Belastbarkeit von Befunden der Bildungsforschung zu erhöhen.
Gemeinsame Stellungnahme der Fachgesellschaften DGfE, GEBF und GFD | 2020
In der Stellungnahme werden Empfehlungen zur Archivierung, Bereitstellung und Nachnutzung von Forschungsdaten gegeben.
Open Science als Teil der Wissenschaftskultur | 2022
Die DFG positioniert sich für die Weiterentwicklung von Open-Science-Prinzipien und -Praktiken.
UNESCO Recommendation on Open Science | 2021
Die UNESCO fast in einem Papier Empfehlungen zu Open Science zusammen.
Open Science. One Term, Five Schools of Thought. | 2013
Fecher & Friesike schlagen in einem Artikel fünf Denkschulen zu Open Science vor.